Westmittelfranken ist in Sachen Kunststoff breit aufgestellt mit Unternehmen, Bildung und Netzwerken: Im westlichen Mittelfranken haben sich über 250 Betriebe mit mehr als 4000 Beschäftigten angesiedelt, die in der kunststoffverarbeitenden Branche tätig sind – in ihrer Infrastruktur und Konzentration einmalig in Bayern. Damit ist der Wirtschaftszweig einer der größten im Landkreis Ansbach. Seit über zehn Jahren ist er unter der Marke Kompetenzregion Kunststoff zusammengefasst. Auch die Aus- und Weiterbildung im Kunststoff-Bereich kann sich sehen lassen. Die Berufsschule in Dinkelsbühl bildet Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik aus, die Maschinenbauschule liefert den Technikernachwuchs von morgen, an der Hochschule Ansbach können Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens den Schwerpunkt Kunststofftechnik wählen und der Kunststoffcampus Bayern in Weißenburg bietet die berufsbegleitenden Studiengänge „Angewandte Kunststofftechnik“ und „Strategisches Kundenorientiertes Management“ an.
Wirtschaftsförderer Thomas Merkel, Landkreis Ansbach
Den Anfang machten die Spielwarenhersteller – nicht umsonst ist Playmobil in Dietenhofen heutzutage noch das größte Werk in diesem Bereich, sagt Thomas Merkel, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Landkreises Ansbach. „Nach und nach über die Jahrzehnte sind alle Bereiche der Kunststoffverarbeitung erschlossen worden“, erklärt er. „Da kam uns die handwerkliche Tradition zugute. Vor allem auch der Bereich Formen- und Werkzeugbau, wo wir sehr leistungsfähige Unternehmen haben.“ Das führe dazu, dass in Westmittelfranken mittlerweile die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Kunststoff zu finden sei, so Thomas Merkel. Von der Entwicklung neuer Werkstoffe über die Verarbeitungsverfahren bis zu den Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen findet man alles zum Thema Kunststoff in der Region. Die Unternehmen liefern ihre Produkte an die unterschiedlichsten Branchen, zum Beispiel an die Automobilhersteller. Ein Plus ist die gute verkehrsgünstige Lage der Unternehmen in Franken. „Alle Automobilzulieferer wie Oechsler in Ansbach und Weißenburg, Rehau in Feuchtwangen oder Alfmeier in Treuchtlingen können die Werke in ein paar Stunden bedienen“, erläutert Merkel. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Medizintechnik mit der Nähe zu Siemens in Erlangen, denn die Medizintechnik setzt mehr und mehr auf Kunststoff. Beispiele für Unternehmen sind Pan-Plast in Aurach, Heinlein Plastik-Technik in Ansbach oder Oechlser. „Ein weiterer Punkt ist die Informationstechnologie. Das bedeutet: Wir haben sehr viele Steckverbindungshersteller, wie Helukabel in Windsbach oder TE Connectivity in Dinkelsbühl“, zählt Thomas Merkel auf.
Die Spielwarenbranche in der Region rund um Nürnberg blickt auf eine lange Tradition zurück. Ursprünglich fertigten die Betriebe Produkte aus Blech. Bekannte Hersteller in der Region sind neben Playmobil auch Herpa in Dietenhofen. Und noch einmal aus der Tradition heraus hat sich eine Reihe von Betrieben entwickelt – die Pinselmacher. Ursprünglich Handwerksbetriebe, versorgen sie heute die Kosmetikindustrie mit ihrer Produktpalette. Größte Hersteller sind beispielsweise Geka-Brush in Waizendorf, einem Ortsteil von Bechhofen, und Rusi in Bechhofen.
Die zentrale Lage in Süddeutschland mit einer stark expandierenden Logistikbranche hat die Verpackungsindustrie schon früh in die Region gebracht. Alle Verarbeitungstechniken im Folien- und Tiefziehbereich werden hier angeboten. Unternehmen wie August Benker in Dietenhofen, RKW in Petersaurach oder Clopay in Dombühl sind in der Branche bekannt. Darüber hinaus ist der Freizeit- und Umweltsektor in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Auch aus diesem Bereich haben sich in der Wirtschaftsregion Ansbach Unternehmen angesiedelt. Die weltweit bekannten wasserdichten Packtaschen für Fahrräder und Rucksäcke der Firma Ortlieb werden in Heilsbronn hergestellt. Im Kunststoffrecycling ist Planex in Aurach tätig, Behälter für alle Anwendungen im Umweltbereich kommen von Cemo in Schnelldorf. „Wir haben alle Herstellungsverfahren, die Werkzeugbauer außen herum und alle Branchen. Von daher ist der Kunststoffbereich bei uns sehr breit aufgefächert“, fasst es Thomas Merkel zusammen. Bei den Netzwerktreffen gibt es einen Firmenrundgang durch ein ausgewähltes Unternehmen. Ganz wichtig dabei ist der Austausch über die neuesten Entwicklungen in der Branche, aber auch das Kontakteknüpfen kommt nicht zu kurz. Außerdem ist die Wirtschaftsförderung gemeinsam mit der Hochschule Ansbach und dem Kunststoff-Campus Bayern auf Süddeutschlands größter Fachmesse für Kunststoffverarbeitung, der Fakuma in Friedrichshafen am Bodensee, vertreten. Vier bis fünf Unternehmen nimmt die Wirtschaftsförderung mit, damit sie sich vor Ort präsentieren können. „Kleine oder mittelständische Betriebe können sich das oftmals nicht leisten. Wir organisieren dann die Messe für diese Unternehmen mit“, sagt Thomas Merkel.
Geschäftsführer Reinhard Bauer, Horn & Bauer GmbH
Horn & Bauer GmbH & Co. KG, Dinkelsbühl
Als traditionelles Familienunternehmen 1924 im Papierhandel gegründet, ist Horn & Bauer mit Hauptsitz im nordhessischen Schwalmstadt heute ein führender Spezialist für die Herstellung und Veredlung von Kunststofffolien für funktionelle Schutz- und Verpackungslösungen. Die mittelständische, international operierende Unternehmensgruppe beschäftigt rund 350 Mitarbeiter. Am mittelfränkischen Standort hat Horn & Bauer 25 Beschäftigte in der Produktion; insgesamt zählt die komplette Mannschaft 30 Mitarbeiter. Im Jahr 2008 übernahm das Unternehmen die in Schieflage geratene Health Care Packaging GmbH in Dinkelsbühl und sicherte damit die Arbeitsplätze vor Ort. Hier bringen die Mitarbeiter mit der Flexo-Drucktechnik Motive mit bis zu acht Farben auf die Produkte. Die bedruckte Folienbahn wird dann direkt zum Kunden geliefert, der damit im automatisierten Verpackungsprozess sein Endprodukt verpackt. Die Kompetenzregion Kunststoff bringt für Jürgen Schauer, Abteilungsleiter der Qualitätssicherung, vor allem eins: „Durch die vielen Unternehmen in diesem Bereich haben wir mit viel Konkurrenz am Ausbildungsmarkt zu kämpfen.“
Verpackungen der Horn & Bauer GmbH
Ein weiteres Problem: Die Berufsschule für den Druckbereich ist in Nürnberg. „Das ist fast eine Tagesreise für unsere Azubis“, stellt Jürgen Schauer fest. Er persönlich nimmt nicht an den Netzwerktreffen der Kompetenzregion teil, sondern pflegt seine eigenen Kontakte mit Qualitätssicherern aus ganz Deutschland bei regelmäßigen Treffen. Horn & Bauer hat drei Produktionsstandorte in der Bundesrepublik und drei Tochtergesellschaften in England, Spanien und Frankreich. Das Produktportfolio umfasst flexible Industrieverpackungen, Schutzfolien und Technische Folien. Industrieverpackungen gehen überwiegend an Kunden aus den Bereichen Chemie, Medizin, Technik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Lebensmittel. Im Geschäftsbereich Oberflächenschutzfolien für die Automobilindustrie ist das Familienunternehmen europaweit Marktführer. Ob Schutzbezüge für Sitze, Lenkräder oder Lackierschutzfolien – Horn & Bauer produziert für namhafte Automobilhersteller, Zulieferer und Werkstätten.
Thomas Rößner, Gründer von 3D Inro
3D Inro, Rothenburg
Vor genau einem Jahr hat Thomas Rößner in Rothenburg sein Unternehmen 3D Inro gegründet. Der frischgebackene Unternehmer ist staatlich geprüfter Kunststofftechniker und hat über 20 Jahre in der Industrie unter anderem bei einem Automobilzulieferer und in der Medizintechnik gearbeitet. Er bietet seinen Kunden Rapid Prototyping und Rapid Manufacturing. Ein 3D-Drucker produziert Kunststoffteile als Einzelfertigungen, Prototypen, Ersatzteile oder Kleinserien. Im Stereo-Lithografieverfahren wird flüssiges Kunstharz mit einem feinen Laserstrahl ausgehärtet. Damit zeigen sich auch feinste Einzelheiten optimal, wenn es auf sehr genaue Konturen und hohe Präzision ankommt. Beim selektiven Lasersintern werden Teile aus hochwertigem Polyamid mit einem Laser direkt aus einem Pulverbett gefertigt. Beim Fused Deposition Modeling wird ein Standard-Kunststoff über einen Extruder aufgeschmolzen und über die Druckerdüsen in dünnen
Produkte von 3D Inro
Schichten zum fertigen Bauteil aufgebaut. Auch beim farbigen 3D-Druck ist ein Pulverbett die Grundlage für die Herstellung. Material ist ein modifizierter Gips, der mit Bindemitteln ausgehärtet wird. Die Darstellungen sind ideal für Präsentationen, Marketingfachleute, Architekten und Produktentwickler. „Ich hätte mich überall in Deutschland selbstständig machen können, aber es gibt viele Unternehmen in Sachen Kunststoff-Kompetenz hier in der Region“, erklärt Thomas Rößner. „Ich habe kurze Wege, um mir selbst ein Unternehmen anzuschauen und ich hoffe für das kommende Jahr, mir neue Partnerschaften auch mit Spritzguss-Unternehmen aufzubauen. Denn auch Kleinserien sind wirtschaftlich interessant.“ Neben der Zusammenarbeit mit Betrieben bietet der Neugründer auch 3D-Drucke für Privatleute an, aber Thomas Rößner möchte sich vor allem in der Industrie einen Namen machen.
Florian Richter, Vertrieb und Marketing Richter Kunststoffverarbeitung e. K.
Richter Kunststoffverarbeitung e. K., Creglingen
Das Familienunternehmen im benachbarten Baden-Württemberg begleitet seit Anfang der 1990er Jahre seine Kunden im Bereich der Polymere zielorientiert von der Entwicklung bis hin zur Baugruppenmontage. Die Kunden kommen aus verschiedenen Bereichen wie der Elektrobranche, Haushaltsgerätehersteller, Sportartikelhersteller und Automobilindustrie. „Besonders schätzt man unsere Flexibilität, die Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und die Kompetenz. So können Aufträge in kürzester Zeit ausgeführt werden“, wie Florian Richter betont. Der 35-Jährige ist bei Richter Kunststoffverarbeitung für den Vertrieb und das Marketing zuständig. Ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens in Creglingen-Wolfsbuch: „Wir veredeln die Kunststoffbauteile, wenn es der Kunde wünscht, mit Dichtungen“, sagt Florian Richter. „Unternehmen, die Spritzguss anbieten, gibt es viele. Alleine bei uns in der Gegend sind es zehn Betriebe. Die Dichtungen sind mittlerweile zu unserem Kerngeschäft geworden.“ Mit einem 6-Achs-Roboter oder auf einem Portalsystem bringt das Unternehmen Dichtungen
Baugruppenmontage von Richter Kunststoffverarbeitung
auf den Produkten auf, die unter anderem aus Kunststoff, Metall, Glas, Keramik oder Holz und Papier sind. Entweder liefert der Kunde sein fertiges Produkt und der baden-württembergische Betrieb veredelt es mit einer Dichtung oder das Unternehmen stellt das entsprechende Teil selbst im Spritzguss her und bringt dann die Dichtung darauf an. Richter Kunststoffverarbeitung bietet auch die Baugruppenmontage aus einer Hand. Das Unternehmen erstellt beispielsweise ein Spritzgussgehäuse, appliziert die passende Dichtung, montiert anschließend die Einzelteile und zuletzt wird die Ware versandt. Im Moment hat der Betrieb im Main-Tauber-Kreis zehn Angestellte. „Mit der Kompetenzregion Kunststoff haben wir uns noch gar nicht beschäftigt. Wir haben zwar Kunden in Bayern, aber ansonsten mit dem Bundesland nicht viel zu tun“, erklärt Florian Richter.
Geschäftsführer Franz Lechner, Pan-Plast Kunststoffverarbeitung GmbH
Pan-Plast Kunststoffverarbeitung GmbH, Aurach
Das Unternehmen im Auracher Ortsteil Weinberg (Landkreis Ansbach) produziert für große Zulieferer der europäischen Autobauer Sicherheitsteile: Stecker für Airbags und die Motorsteuerung. 82 Mitarbeiter sind am fränkischen Standort beschäftigt – darunter drei Auszubildende zum Kunststoffformgeber. Einer der Azubis lebt im rund 20 Kilometer entfernten Dürrwangen. Geschäftsführer Franz Lechner hat sich darum gekümmert, dass der junge Mann täglich eine Mitfahrgelegenheit hat. „Das ist ein Riesenproblem – wie soll ein junger Mann ohne Führerschein täglich zu uns kommen?“, fragt der technische Geschäftsführer. Deswegen hofft er auch weiterhin auf eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda, denn bisher ist es dem Unternehmen dadurch
Sicherheitsbauteil für einen großen Automobilzulieferer von Pan-Plast
gelungen, an geeigneten Nachwuchs aus der näheren Umgebung zu kommen. „Wir haben das Glück, dass die Menschen sich mit dem fränkischen Standort identifizieren“, so Lechner. Die Gründung erfolgte im Jahr 1986 in Aurach; mit drei Maschinen startete die Produktion in einem Sägewerk. Zwei Jahre später ging es an den heutigen Standort nach Weinberg. Seitdem produziert das Unternehmen Kunststoffteile für die Automobil-, Elektro- und Medizinindustrie. Seit 2011 setzt der Betrieb auf zwei weitere Standbeine: Da kamen auch Kunden aus der Lebensmittel- und Kosmetikbranche hinzu. Mittlerweile hat der Betrieb den Standort in Burgoberbach geschlossen und in Aurach entsteht bis März des kommenden Jahres ein zentraler Neubau. „Das erste Stockwerk steht schon“, freut sich Franz Lechner. An den Netzwerktreffen der Kompetenzregion nimmt er nicht mehr regelmäßig teil.
Kunststoff- und Metallverarbeitung Buchner GmbH & Co. KG, Weihenzell
Die Wurzeln dieses Unternehmens aus dem Landkreis Ansbach reichen fast 160 Jahre zurück: Die Geschichte des Familienunternehmens begann 1858 mit einer kleinen Huf- und Wagenschmiede in der Brauhausstraße in Ansbach. Der Betrieb passte sich immer wieder dem Wandel der Märkte an. Als Ende der 1960er Jahre die Landwirte zunehmend den Pferdewagen gegen moderne Maschinen tauschten, stieg das Unternehmen auf technische Serviceleistungen für die Industrie um. Als zweites Standbein kam 1980 die Kunststoffverarbeitung hinzu. Wegen Platzmangels zog der Betrieb mit aktuell 38 Mitarbeitern im Jahr 2000 an den heutigen Standort nach Weihenzell um. Das Unternehmen bildet Industriemechaniker und Werkzeugmacher aus. Die Kunden kommen unter anderem aus den Bereichen Automotive, Modellbau, Kosmetik, Spielwaren und technische Anwendungen. Buchner bietet im Bereich Thermoformen die komplette Palette an Dienstleistungen im eigenen Haus: vom Entwurf über die Entwicklung und Formenbau bis zur Teilefertigung und Lohnverpackung. Neben den bekannten Einsatzgebieten wie Warenträger für die Industrie, hochwertige Verkaufsverpackungen und Displays bietet das Unternehmen auch Sonderlösungen für Handlingaufgaben, Lackierhilfen und Teile mit funktionalen Aufgaben. An der Kompetenzregion Kunststoff schätzt Geschäftsführerin Brigitte Buchner vor allem die regelmäßigen Netzwerktreffen. „Es ist wichtig, sich mit Kollegen aus den anderen Bereichen auszutauschen, um zu sehen, wo haben die anderen Unternehmen Probleme und welche Themen stehen aktuell an“, erklärt sie. „Dadurch haben wir auch schon Neues kennengelernt wie beispielsweise die Lasertechnik.“ Über Fachkräftemangel und zu wenige Auszubildende kann sich das Unternehmen nicht beschweren. Doch im Moment gibt es ein Problem: Die vielen Krankheitstage vor allem bei jüngeren Mitarbeitern machen dem Betrieb zu schaffen. „Hier haben wir ein Generationsproblem“, stellt die Geschäftsleiterin fest.
Geschäftsführer Wolfgang Croner, Croner Präzisionsformenbau GmbH
Croner Präzisionsformenbau GmbH, Sachsen bei Ansbach
Das Familienunternehmen mit aktuell 32 Mitarbeitern hat seit Jahrzehnten Erfahrung im Formen- und Vorrichtungsbau: Im fränkischen Werk entstehen hochentwickelte Spritzgießformen. Die Bauteile gehen unter anderem an Automobilzulieferer, in die Medizin-, Elektronik- und Kosmetikindustrie sowie zu Spielwarenherstellern. Kunden sind unter anderem Bosch, Porsche, Playmobil und Audi. „Trotz der vielen Branchen, die wir beliefern, liegt unser Schwerpunkt in der Automobilbranche“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Croner, der im Jahr 1996 den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Matthias vom Vater übernahm. „Unsere Bauteile werden bei vielen europäischen Fahrzeugherstellern wie beispielsweise Audi, VW, Daimler, Volvo, BMW und Opel verbaut.“ Im Moment hat das Unternehmen sechs Auszubildende im Bereich Feinwerkmechaniker und Formenbau. Probleme, an Nachwuchs zu kommen, hat der Geschäftsführer im Moment noch nicht. „Wir sind sehr aktiv in den Schulen unterwegs
Produkte der Croner Präzisionsformenbau GmbH
und bekommen viele Auszubildende über Praktika“, so Wolfgang Croner. „Aber über die Jahre haben wir einen sehr guten Ruf als Arbeitgeber erlangen können.“ Immer wieder werden Azubis des fränkischen Unternehmens als Innungsbeste ausgezeichnet; erst im vergangenen Jahr gab es einen Bayernsieger und einen zweiten Platz auf Bundesebene im Feinwerkmechaniker-Handwerk. Aber nicht nur der Nachwuchs räumt die Preise ab, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie in Aachen kürte das fränkische Unternehmen Ende 2015 unter die Top 3 der Werkzeugmacher Deutschlands. An der Kompetenzregion Kunststoff schätzt Wolfgang Croner vor allem die Netzwerktreffen. „Unsere Kunden kommen zwar nicht aus der Region und es ist auch schwierig, hier neue Kunden zu finden, aber ich schätze den Austausch mit den Kollegen“, so der Firmeninhaber. „Es ist ein ständiger Prozess, sich weiterzuentwickeln. Auch die Industrie 4.0 ist ein großes Thema bei uns.“
Innenminister Joachim Herrmann mit einem Herpa-Modell
Herpa Miniaturmodelle GmbH, Dietenhofen
In München hat der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann Mitte September die ersten von insgesamt 190 neuen Polizeiautos in Empfang genommen. Mit dabei waren auch 50 Fahrzeuge aus Dietenhofen. Etwa so groß wie eine Streichholzschachtel ist das Objekt, das den „großen Brüdern“ auf der Präsentation fast die Show gestohlen hat. Viele der anwesenden Journalisten versuchten dann auch, eines der kleinen Polizeiautos im Modelleisenbahnmaßstab H0, also 1:87 zu ergattern. „Wir haben 100 Modelle exakt nach den Beklebungsvorgaben der bayerischen Polizei produziert“, sagt Herpa-Pressesprecher Daniel Stiegler. „Mit dem Innenminister verbindet uns eine ganz besondere Leidenschaft, da Herrmann ja selbst eine Modelleisenbahn hat, auf der auch viele originalgetreue Modellautos stehen.“ Die mittelfränkischen Modelle haben viele Tausende Fans unter Sammlern und Modellbauern. Ob Automobil- und Flugzeughersteller, Logistikunternehmen, Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter: Immer wieder greifen Unternehmen auf die Miniaturmodelle zurück, um den Kunden die „Kleinen“ als Erinnerungsstück mitzugeben. Seit Mai 2009 ist Herpa im mehrheitlichen Besitz der VBG KG, einer Beteiligungsgesellschaft von Fürst Andreas zu Leiningen mit Sitz in Amorbach. Herpa beschäftigt in Dietenhofen rund 210 Mitarbeiter. An der Region in Sachen Kunststoff schätzt Daniel Stiegler vor allem den Austausch innerhalb der Branche. „Man kennt sich und hilft sich gegenseitig bei Bedarf aus“, so der Pressesprecher. „Aber auch eine weitere Vertiefung innerhalb der Kompetenzregion ist immer interessant.“
Geschäftsführer Dieter Beck, Rudolf Geitz GmbH
Rudolf Geitz GmbH, Dinkelsbühl
Seit Mitte der 1970er Jahr hat das Unternehmen seinen Firmensitz in Dinkelsbühl. Das Unternehmen stellt für die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie technische Kunststoffteile her. Ob als Kabelverbindungselement am Karosserieaufbau, im LKW-Führerhaus, im Innern eines Hochdruckreinigers, als Innenleben für Kaffee- und Warenautomaten oder auch in Verpackungen für Kosmetika – die spezifisch auf die Kunden zugeschnittenen Kunststoffkomponenten sind an vielen Orten zu finden. Das Unternehmen bildet Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik aus. Doch: „Es wird immer schwieriger, Azubis in diesem Bereich zu finden“, stellt Geschäftsführer Dieter Beck fest. „Die größeren Unternehmen schöpfen den potenziellen Nachwuchs ab.“ Am Standort Dinkelsbühl fühlt sich Dieter Beck auch wegen der verkehrsgünstigen Lage und der lebenswerten, schönen Altstadt sehr wohl. Rund ein Viertel des Umsatzes macht das Unternehmen im Bereich Automotive. Ansonsten kommen die Kunden aus der Kosmetikbranche, der Elektro- und Elektronikindustrie sowie Automaten-Reinigungsgeräteindustrie. Aus der Historie heraus beliefert Geitz mit einem umfangreichen Programm auch Pinsel- und Bürstenhersteller in der Region. „An der Kompetenzregion Kunststoff schätze ich die Netzwerktreffen der Wirtschaftsförderung des Landkreises Ansbach, die Business Lounge und die Nähe der Berufs- und Fachhochschule“ so Dieter Beck. „Hier trifft man viele regionale Partner: Nichts ersetzt den persönlichen Kontakt.“
Geschäftsführer Alexander Kalusche, acad-group
acad-group, Heilsbronn
Alexander Kalusche war Entwicklungsingenieur bei der BMW AG in München und später bei Chrysler im Südwesten des US-Bundesstaates Michigan. Im Jahr 1991 wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit mit der Gründung der acad-group im mittelfränkischen Heilsbronn als „alleiniger Mitarbeiter und Chef in Personalunion“, so der Diplom-Ingenieur. In den Anfangsjahren ging es vor allem um Entwicklungen für die Automobilbranche, später kamen weitere Bereiche dazu. Vor allem das Prototyping gewann an Bedeutung, um Entwicklungen abzusichern. Prototypen zeigen Schwachstellen auf, beispielsweise, wo Nahtstellen verkanten. Außerdem entwickelt acad für deutsche und europäische Automobilbauer Komponenten für die Innenausstattung wie beispielsweise Kopfstützen, Armlehnen, Sitze oder Verkleidungen. Prominente Aufträge des Unternehmens sind die Kopfstütze für den Mercedes SLK oder ganz aktuell die Konsolenarmlehne für den VW Touran. Das dritte Standbein des fränkischen Betriebs: Er entwickelt innovative Gehäuse für
Konsolenarmlehne vom VW-Touran – entwickelt von der acad-group
Kunden aus den Branchen Automotive, Sanitär, Elektro und Medizin. „Wir probieren auch bei kleineren Serien eine gute Technologie anzusetzen, die massenproduktähnliche Qualitäten darstellt”, so Alexander Kalusche. Das Unternehmen hat aktuell 35 Mitarbeiter. Vor allem in der Metallbearbeitung und im Formenbau sucht der Geschäftsführer im Moment händeringend neues Personal. An der Kompetenzregion Kunststoff schätzt der Diplom-Ingenieur vor allem die Netzwerktreffen und die Möglichkeit, sich zusammen mit der Wirtschaftsförderung auf Messen zu präsentieren. „Gerade für die kleineren Unternehmen ist das eine tolle Chance“, stellt Kalusche fest. Bis Ende 2017 entsteht in Heilsbronn im Industriegebiet Ost ein Neubau für die Produktion auf rund 1.000 Quadratmetern und auf 700 Quadratmetern ein neues Gebäude für die Verwaltung.
Geschäftsführer Kurt Engel, Packaging Valley
Packaging Valley
Rings um die Städte Crailsheim und Schwäbisch Hall haben sich eine Vielzahl von Verpackungsmaschinenherstellern angesiedelt. Einige der Unternehmen sind Weltmarktführer in ihrem Bereich, andere auf dem Weg dahin. Über Jahre schon lagen Pläne in der Schublade, diese hohe Konzentration in einem Netzwerk zu bündeln. 2007 war dann die Geburtsstunde des Packaging Valleys Germany. Aktuell hat der Verein 40 Mitglieder; zwei Unternehmen sind im Landkreis Ansbach zu finden: die Transnova Ruf Verpackungs- und Palettiertechnik GmbH in Ansbach und PCA Roboter- und Verpackungstechnik GmbH in Leutershausen. Der große Rest stammt aus Baden-Württemberg. Rund 7.000 Menschen arbeiten im Bereich des Packaging Valleys. Der Verein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, je nach Umsatz eines Unternehmens. Die Verpackungsmaschinenbauer profitieren von gemeinsamen Projekten, Veranstaltungen, Messeauftritten, Fachtagungen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Weiterbildungen. „Mir ist der Name Kompetenzregion Kunststoff in Westmittelfranken ein Begriff und zwischen der Wertschöpfungskette gibt es Verbindungen“, sagt Kurt Engel, Geschäftsführer des Packaging Valleys Germany. „Untereinander stellen die beiden Cluster keine Konkurrenz dar, sondern sie sind eher als Ergänzung zu sehen.“ Die Verpackungsmaschinenhersteller blicken zuversichtlich ins neue Jahr, so Kurt Engel. Das zeigen die hohen Investitionen bei vielen Mitgliedsunternehmen. Entweder fließen die Gelder in Standorterweiterungen oder die Unternehmen planen, mehr Personal einzustellen. Eines der Mitglieder ist die Optima packaging group GmbH mit Hauptsitz in Schwäbisch Hall. Das 1922 gegründete und in dritter Generation familiengeführte Unternehmen beschäftigt an den deutschen und 13 internationalen Standorten 2.050 Mitarbeiter. Neben Deutschland ist das Unternehmen in Italien, Frankreich, Großbritannien, USA, Brasilien, Mexiko, Japan, Südkorea, China, Indien und Malaysia mit eigenen Niederlassungen präsent. Über 80 Prozent der Maschinen gehen in den Export; die Abfüll- und Verpackungsanlagen gehen in die Branchen Lebensmittel, Chemie und Kosmetik. Heute ist Optima Weltmarktführer bei Maschinen für die Verpackung von Windeln und Damenhygieneprodukten in Folienbeuteln, bei Portionspackungen wie Pads oder Kapseln für Kaffee und Tee und bei Funktionsverschlüssen für Lebensmittel.
Kunststoffcampus Bayern, Weißenburg
Kunststoffcampus Bayern, Weißenburg
Gute Nachrichten für das Technologiezentrum im mittelfränkischen Weißenburg am Kunststoffcampus Bayern: Für das Projekt „Nachhaltige Wertschöpfungskette“ gibt es über 1,75 Millionen Euro europäische Fördergelder aus dem Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Im November fiel der Startschuss. Für das Technologiezentrum ist das ein wichtiger Meilenstein und ein großer Erfolg. „In den nächsten vier Jahren kann in neue zusätzliche Anlagentechnik, Messgeräte und Prüfmaschinen investiert werden, die das Leistungsangebot des Technologiezentrums deutlich erweitern“, so der fachliche Gesamtleiter des Kunststoffcampus Bayern, Prof. Dr. Christian Wilisch. „Außerdem können wir durch die EU Förderung weiteres Fachpersonal beschäftigen, um damit unsere Technologieschwerpunkte zu vertiefen und weitere Industrieprojekte anzunehmen.“ Der Fokus bei dem Projekt liegt in den Bereichen ressourcenschonende Produktionsverfahren, endkonturnahe Formgebung, Recycling und nachwachsende Rohstoffe, Kunststoffrezyklat sowie Werkstoff- und Bauteilprüfung, insbesondere unter Umweltbedingungen. Ziel der europäischen Initiative EFRE ist die regionale Unterstützung von Unternehmen, damit sie wettbewerbsfähig bleiben und Arbeitsplätze sichern können. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den kleinen und mittleren Unternehmen, die oftmals weder die notwendigen Anlagen noch das entsprechende Personal haben, um spezifische Messungen durchzuführen oder zukunftsweisende Entwicklungen voranzutreiben. Das Technologiezentrum ist Teil des Kunststoffcampus Bayern in Weißenburg und steht unter der Leitung der Technischen Hochschule Deggendorf. Das Technologiezentrum unterstützt Unternehmen bei Industrieprojekten, anwendungsnaher Forschung, Entwicklung und Dienstleistungen. Der Weißenburger Technologiecampus ist das sechste Zentrum seiner Art der Technischen Hochschule Deggendorf und wurde 2015 eröffnet. Seither sind bereits verschiedene Industrieprojekte und Kooperationen gestartet worden. Die zweite Säule des Kunststoffcampus Bayern bildet das Studienzentrum Weißenburg unter der Leitung der Hochschule Ansbach. Am Studienzentrum können Interessierte berufsbegleitend im Blockunterricht studieren. Aktuell werden zwei Studiengänge angeboten: Angewandte Kunststofftechnik und Strategisches Management.
Staatliche Berufsschule Rothenburg-Dinkelsbühl
Staatliche Berufsschule Rothenburg-Dinkelsbühl
590 Auszubildende zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik aus den Bezirken Mittelfranken und Schwaben drücken an der Staatlichen Berufsschule am Standort Dinkelsbühl die Schulbank. Seit Anfang der 1980er Jahre kümmert sich die Berufsschule um den Nachwuchs in Sachen Kunststoff im dualen System. Und die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik erfreut sich zunehmender Beliebtheit: „Als ich im Jahr 2000 in Dinkelsbühl angefangen habe, hatten wir vier Eingangsklassen, im Moment sind es acht – so viele wie noch nie“, erklärt Fachbetreuer Thomas Paus. „Die Schüler kommen sogar aus anderen Bezirken zu uns, weil wir einen sehr guten Ruf haben. Das hören wir auch immer wieder von den Unternehmen auf der Ausbildertagung, die einmal im Jahr stattfindet.“ Der Bereich Kunststofftechnik ist mit modernsten Maschinen ausgestattet, unter anderem mit Spritzgussmaschinen, Extruderanlagen, Robotern, Labormaschinen sowie Steuerungs- und Regelungstechnik für die Materialprüfung. Besonders eigenverantwortliches und selbstständiges Arbeiten werden in Dinkelsbühl groß geschrieben – eben Eigenschaften, die es im späteren Berufsalltag auch braucht. Die angehenden Werkzeugmechaniker werden in Rothenburg unterrichtet.
Die Maschinenbauschule in Ansbach
Maschinenbauschule Ansbach
Unter dem Dach der Maschinenbauschule Ansbach hat der Bezirk Mittelfranken drei Schulen zusammengefasst, in denen derzeit rund 180 Jugendliche und 110 Erwachsene aus- und weitergebildet werden: eine Berufsfachschule für die Ausbildung zum Facharbeiter und zwei weiterführende Schulen, die zu staatlich geprüften Technikerabschlüssen in den Bereichen Maschinenbau und Medizintechnik führen. Die Ausbildung im Metallbereich dauert drei Jahre und am Ende gibt es zwei staatlich anerkannte Abschlüsse: Der Facharbeiterbrief der IHK als Industriemechaniker und der Gesellenbrief der Handwerkskammer als Feinwerkmechaniker im Maschinenbau. Während der Ausbildung gibt es immer wieder Projekte oder sogar Aufträge von Kunden, die die Schüler umsetzen. Nach der Ausbildung ist vom Betriebsschlosser bis zum Formenbauer, je nach Interesse und Eignung, alles möglich. Maschinenbautechniker können in allen Wirtschaftsbereichen und Verwaltungen arbeiten. Als mittlere Führungskräfte stehen sie zwischen dem Facharbeiter, Ingenieur und der Geschäftsleitung. Nach der Ausbildung sind Maschinenbautechniker zum Beispiel in der Konstruktion, Entwicklung und Fertigungsplanung zu finden. Oder im Qualitätsmanagement, im Labor, in der Kontrolle, Betriebsüberwachung und Materialprüfung. Als einzige Schule in ganz Bayern bietet die Maschinenbauschule die Weiterbildung zum Medizintechniker an. Die Fachakademie entstand, weil es in der Branche an geeignetem Personal mangelte.